Ware & Wissen – Weltkulturen Museum Frankfurt/M.

Martin Gusinde: Ohr, Anthropos Institut St. Augustin, Weltkulturen Museum
Martin Gusinde: Ohr, Anthropos Institut St. Augustin, Weltkulturen Museum

Das Weltkulturen Museum reflektiert sich selbst, d.h. Geschichte und Sammlung eines ethnologischen Museums. Das ist angebraucht und überfällig, gerade weil in Berlin das Humboldt Lab sich anschickt, ein irgendwie aktuelle Präsentation ethnologischer Artefakte zu konstruieren. Aber wie soll das gehen? Man müsste den kolonialen Kontext, die schiefen Besitzverhältnisse, die Geschichte der Reisen und ihrer Verwicklungen schon mitausstellen. „Ware & Wissen (or the stories you wouldn’t tell a stranger)“ versucht das. Dazu sind u.a KünstlerInnen eingeladen worden (Peggy Buth, David Weber-Krebs), in den Archiven zu arbeiten. Es geht viel um Fotografie, denn Fotografie ist ein ethnologisches Forschungsverfahren, besonders auch ein anthropometrisches: Körpervermessungen, Körperinspektionen en masse. Wozu? Das Versprechen von eindeutigen Rasse- und Geschlechtsbestimmmungen unterhöhlt sich selbst. Missionare haben Fotoarchive angelegt, Männer posieren auf Stühlen gestützt im Freien. Wozu? Eine Imagination und Projektion zugleich, so sieht das heute aus. Und das Museum selbst fotografiert auch, nämlich die Objekte, die es sammelt. Vor farbigen Hintergründen, mal in dramatischer, mal neutraler Beleuchtung. Objektfotografien habe ich noch nie so aufschlussreich gefunden.

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Fotografien der Sammlung, Ausstellungsraum Weltkulturen Museum, Foto: Wolfgang Günzel, 2013

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