Kodak lebt! Oder auch nicht…

Die von Steven Sasson 1975 bei Kodak enwickelte Digitalkamera (Bild: http://lightfield-forum.com/2014/05/ruckblende-erfinder-steven-sasson-uber-die-erste-digitalkamera-der-welt/)

Vor gut zwei Jahren ist Kodak, das Unternehmen, das vor allem im Bereich der Knipserfotografie über hundert Jahre leitend war, Pleite gegangen – zumindest der US-amerikanische Mutterkonzern. Aus fotografiegeschichtlicher Perspektive ließ sich das als eindeutiges Symptom verstehen, dass die analoge Fotografie endgültig an ihr Ende gekommen sei. Dabei war Kodak in den 1970er Jahren Pionier bei der Entwicklung erster handhabbarer Digitalkameras. Offensichtlich hatte man seinerzeit aber noch zu viel Geld mit den gelben Filmen umgesetzt, später auch wenig haltbare Video-Cassetten in ALDI-Ramschkisten gelegt, sodass man das kommerzielle Potenzial des Digitalen nicht richtig eingeschätzt hat.

Weil Kodak ein derart gut eingeführter Markenname ist, war kaum damit zu rechnen, dass er dauerhaft vom Markt verschwinden wird. Nachdem mit dem Etikett Kodak weiterhin Druckmaschinen produziert werden, wird die Fotografiesparte neuerdings unter dem Namen Kodak Alaris geführt. Immerhin, ein paar Filme für Privatkunden werden immer noch angeboten, daneben weiterhin Filme und Fotopapier für Profis. Heute findet sich in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel, der die großen Visionen der neuen Firmenleitung offenbart. Die sprichwörtliche  Formel „You press the button, we do the rest“ wird im Zeitalter des produktmodifizierenden Prosumers umgekehrt: Man soll nun allen Ernstes Duschgel und Katzenstreu personalisieren, indem man sie selbst mit im Geschäft (man denkt hier wohl vorrangig an die Drogerien als Nachfolger der klassischen Fotogeschäfte) ausgedruckten Fotoetiketten versieht. Was das mit dem im Markennamen kondensierten Image und den entsprechenden KonsumentInnenerwartungen zu tun hat? Der Artikel legt nahe, dass man wieder stärker auf Konsumentinnen setzen möchte. Wenn der Kodakgeschäftsführer Ralf Gerbershagen fragt, „Wer will schon mit einer Kamera am Ohr telefonieren?“, dann kann man angesichts der Konjunktur des Smartphone das Unternehmen allerdings schon in die nächste Krise schlittern sehen. Aber vielleicht weiß der Manager ja einfach mehr als wir…

 

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