Traditionsreiches Heft im neuen Gewand

Rundbrief_FotoSeit Ende 1993 erscheint die Zeitschrift „Rundbrief Fotografie“, die mit ihren Beiträgen zur Materialität von Fotografien und zu ihrer Konservierung vor allem Sammlungen adressierte. Als Sondernummer kam dabei unter anderem ein sehr gelungenes Heft „Fotografie gedruckt“ heraus, in dem es um die verschiedenen Verfahren und Einsatzfelder der drucktechnischen Reproduktion von Fotografien ging. Mein Eindruck ist allerdings, dass die Zeitschrift insgesamt in der kulturwissenschaftlichen Beschäftigung mit Fotografie (sei es in der Medienwissenschaft oder in der Kunstgeschichte) bislang nur wenig zur Kenntnis genommen wurde.

Das könnte – und sollte – sich ändern, nachdem die Zeitschrift nun maßgeblich vom Bildarchiv Foto Marburg (Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte) verantwortet wird. Von den meisten wissenschaftlichen Zeitschriften zur Fotografie unterscheidet sich der „Rundbrief Fotografie“ nun schon, indem er, beginnend mit der aktuellen Nummer, grundsätzlich und durchgängig in Farbe erscheint. Dies tut dem nach wie vor zu fördernden Interesse an der Materialität von Fotografien gut, nicht nur für die Farbfotografie, sondern gerade für die verschiedenen Verfahren, die üblicherweise unter dem Label „schwarz-weiß“ abgeheftet werden. Der Farbenvielfalt dieser alten Fotografien wird hier mit den neuen Abbildungsstandards zurecht Rechnung getragen. Programmatisch zu den Zielen der AG Fotografieforschung befasst sich die Zeitschrift nicht nur mit der klassischen, materialisierten, analogen Fotografie, sondern geht auch den vielen Fragen nach, die die Konservierung digitaler Bildzeugnisse aufwirft.

Mindestens ebenso wichtig für die Fototgrafieforschung dürfte allerdings sein, dass die Brücke von den Sammlungen zur universitären Fotografieforschung geschlagen wird. Neben Beiträgen, die sich mit der fotochemischen Materialität der Bilder beschäftigen, Sammlungsbestände vorstellen und Publikationen wie Ausstellungen besprechen, findet sich eine die Rubrik „Mediengeschichten“, um diverse Aspekte der Fotografiegeschichte zu perspektivieren – aktuell handelt es sich um drei Beiträge, die sich mit Bildpostkarten, der visuellen Konstruktion nationaler Identität, schließlich mit der Stereoskopie beschäftigen. Der Neustart sollte Anlass bieten, nicht nur die eine oder andere ältere Nummer in die Hand zu nehmen (der Inhalt lässt sich hier recherchieren:  http://www.foto.unibas.ch/~rundbrief/nf00.htm), sondern die Publikation laufend zu verfolgen und als Publikationsorgan in Betracht zu ziehen.

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